Donnerstag, 18. Februar 2010

Urlaub reloaded

Worlds End

Montag, 15. Februar 2010

High Noon auf Hainan

Der schoenste Strand auf Hainan

8.2.2010. Morgens am Busbahnhof. Ganz China scheint auf den Beinen. Es ist kurz vor dem chinesischen Jahreswechsel, dem wichtigsten nationalen Fest. Alle besuchen ihre Familien. Er hat einen Urlaub auf der Tropeninsel Hainan (= Meer des Suedens) gebucht. In letzter Minute. Von Ningbo bis Hangzhou im gonggong qiche (Bus). Dann mit dem Flieger nach Sanya. Blauer Himmel, Waerme und weite Straende werden die Reisestrapazen vergessen machen. Auch das Wetter scheint gute Laune zu haben. Nach vielen nebligen, nasskalten Tagen, bricht die Sonne durch die Wolken...

10.02. "In East or West - Hainan is the best!" verkuendet das Banner, das zwischen zwei Kokospalmen gespannt ist. Hainan ist zu Recht stolz auf seine Sandstraende, die tropische Vegetation, das angenehme Klima. Sanyawan, Yalongwan (Foto), Dadonghai - Buchten bevoelkert von tausenden Badeurlaubern, die alle dasselbe wollen: Sand, Sonne, Meer. Viele Chinesen haben ihre Urlaubsuniform angelegt: Quietschbunte Hawaiihemden und -hosen, die oft unfreiwillig komisch wirken. Dazu das allgegenwaertige Blitzlichtgewitter, das jedem Filmstar zur Ehre gereicht haette. Der Urlaub muss schliesslich minutioes festgehalten werden. Fuer Freunde, Verwandte und neidische Nachbarn. Denn ein Urlaub in Sanya ist keine reine Vergnuegungsreise, sondern ein teures Statussymbol. Arme Leute fahren zum Fruehlingsfest in ihre Heimatprovinzen - meist im Bus. Reiche brechen mit Kind und Kegel in die Sommerfrische auf. Im Flugzeug. Selbstverstaendlich mit Ayi (=Tante), einer Allround-Angestellten, die kocht, einkauft, saubermacht und sich um die Kinder kuemmert...

11.2. Der Kellner schaut ihn an, als ob er geistesgestoert waere, nachdem der Laowai in seinem stammelnden Chinesisch erklaert hat, dass er nur Gemuese essen wolle. Und Reis. Keinen Fisch und kein Fleisch. Als die Bedienung den Reis bringt, prustet sie los. Leider mitten ins Essen. Zu seltsam ist der Auslaender, der als Vegetarier auf eine Insel kam, die fuer ihre Meeresfruechte beruehmt ist. Dabei ekelt er sich vor den Muraenen, dem Flossengetier und den Krabbelviechern in den Bassins des Restaurants. Und vor dem Gestank der Fischabfaelle, die andere Esser auf den umliegenden Tischen hinterlassen haben...

13.2. Schon im Laufe des Tages klingt es, als sei ein kleiner Krieg ausgebrochen. Das Jahr des Tigers kuendigt sich lautstark an. Dem Laerm nach, muessen eine Menge boeser Geister vertrieben werden. Chinesische Boeller uebertreffen ihre westlichen Kollegen um einiges an Sprengkraft. Kollateralschaeden an Mensch und Bauwerken sind einkalkuliert. In der Nacht des vergangenen Jahreswechsels, wurde der Prestigebau des chinesischen Staatsfernsehens in Beijing durch Feuerwerk ramponiert...

15.2. Von der 30 Grad warmen Tropeninsel zurueck in ein nasskaltes Ningbo. Um die Null Grad Celsius. Bleigrauer Himmel, Regen und noch 10 Tage "Urlaub". Sanya war angenehmer. Und die Luft war deutlich besser. Kaum zurueck, faengt die Nase wieder an zu laufen...

Mittwoch, 3. Februar 2010

Mein Geld ist Dein Freund

"Du Arme, musst Du Dich mit diesem Fremden herumaergern, der unsere Sprache nicht versteht", scheint der Koch im Schnellrestaurant der Bedienung ins Ohr gefluestert zu haben. Ueber ihr Gesicht huscht ein Laecheln, waehrend sie den Laowai weiterbedient. Es ist kein freundliches Laecheln. Es ist eine Art beredtes Grinsen, das Ueberlegenheit ausdruecken soll. "Da kommt so ein Auslaender in unser Land und kann nicht ein Mal unsere Sprache", sagt es. Ihn macht es wuetend. Gut, gut, vielleicht haben sie allen Grund dazu ueberheblich zu sein, stolz auf ihre vieltausendjaehrige Kultur, zu der auch die Sprache und die vielen Schriftzeichen gehoeren, die von Kindesbeinen an eingepaukt werden. Mag ja alles sein. Aber das Gefuehl eine Zielscheibe fuer einen ganz besonderen Rassismus zu sein, will nicht weichen. Tagtaeglich schamlos angeglotzt zu werden. Von Menschen, deren Bildungsniveau dem eigenen nicht standhalten kann. Es ist bestuerzend. Beschaemend gar. So muessen sich die ersten Tuerken in Deutschland gefuehlt haben. Vor vierzig Jahren. Es ist ein bitteres Gefuehl. Jeder zweite Satz der wenigen englischsprechenden Chinesen in Restaurants, Hotels oder Einkaufszentren lautet: "You are welcome!" Angesichts solcher Erlebnisse klingt das wie triefender Spott. "Wode qian nide pengyou", denkt er chinesisch radebrechend. Mein Geld ist Dein Freund. Nicht ich.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Ohne Filter

Der Fortschrittsmotor brummt - aber ohne Filter. Die Schule liegt mitten in der Stadt. An einer vielbefahrenen Strasse. Schier unendliche Blechlawinen schieben sich hupend und stinkend an den Klassenraeumen vorbei. Zeigen den neuen Reichtum ihrer stolzen Besitzer. Presslufthaemmer rattern in unmittelbarer Naehe. Unzaehlige Baustellen kuenden vom Boom. Oder von der befuerchteten Immobilienblase. Fuer normale Arbeitnehmer ist es kaum noch moeglich, eine Wohnung zu erwerben. Bis zu 20.000 Yuan muessen im Zentrum fuer den Quadratmeter bezahlt werden. Vor fuenf Jahren waren es zwischen drei- und viertausend. Das kann zu sozialen Verwerfungen fuehren. Denn ein chinesischer Mann hat nur dann Chancen auf eine Tai Tai (Ehefrau), wenn er eine eigene Wohnung bieten kann. Ausserdem ist sie ein Teil der Altersversorgung. Die Wohnung.

Nervoeser Laerm ist allgegenwaertig. Ningbos Herz schlaegt laut und kraftvoll. Aber ob die Lunge das aushaelt? An bedeckten Tagen laeuft permanent die Nase. Auch ohne grippalen Infekt. Obwohl die Stadt am Meer liegt, ist die Luft nur selten frisch. Die Unsitte vieler Autofahrer, den Motor beim Parken laufen zu lassen, traegt dazu bei. Obwohl China Weltmarktfuehrer fuer regenerative Energien wird, sind es Kohlekraftwerke, die den Grossteil der Stromversorgung uebernehmen. Auch die Schlote rauchen ohne Filter.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Ausblick

HCDapengshan

20.12.2009. Kurz vor Weihnachten und dem Jahreswechsel. Zwei Tage herrliches Wetter. Eiseskaelte. Strahlender Sonenschein. Blauer Himmel. Die Verkaeufer in den Konsumtempeln tragen die roten Muetzen des Weihnachtsmannes. Eigentlich alles wie in Deutschland? Nicht ganz. Rueckblick. Viel Arbeit an der Schule. Manchmal knirscht es im Getriebe, wenn Ost und West ungebremst aufeinandertreffen. Geforderte Selbstaufopferung trifft auf Errungenschaften jahrzehntelanger Gewerkschaftsarbeit. Fuer chinesische Staatsdiener ist es selbstverstaendlich an den Wochenenden zu arbeiten, wenn sie die Schule dazu auffordert. "Extrawork!" Der Deutsche kontert mit dem alten Slogan: "Am Wochenende gehoert Papi mir!" und verweist auf den noetigen Abstand und die wichtige Entspannung, die ein arbeitsfreies Wochenende bringt. Besonders wenn eine heftige Grippe inklusive Kopf- und Gliederschmerzen die Arbeit an der Schule zur Qual werden laesst. Der Deutsche setzt sich durch. Wenn auch mit schlechtem Gewissen. Ausblick? Das naechste grosse Ereignis werden die nationalen Feiertage im Februar sein. Inklusive intensiver Gedanken ueber die eigene Zukunft und drei Wochen unbezahlten "Urlaubs".

Freitag, 27. November 2009

Energietransfer

Ploetzlich stand er vor ihm. Ein Moench. Gross, jung, sehr hager. Mit geschorenem Schaedel. Zeigte auf einen Zettel voller Schriftzeichen. Der Westler bedeutete ihm, dass er sie nicht lesen koenne. Offensichtlich bot der Moench Dienstleistungen an. Moenche wurden von ihren Kloestern oft auf Betteltour geschickt. Als spirituelle Uebung. Das gehoerte zur Ausbildung. Jedenfalls ergriff er die Hand des Westlers, fuehlte seinen Puls, murmelte etwas und ging um ihn herum. Dann hob er die Jacke an, zog das Hemd hoch, konzentrierte sich und vollfuehrte eine Uebung, die jedem Kungfu-Film alle Ehre gemacht haette. Er sammelte Energie, konzentrierte sie in seinem gestreckten Finger und bohrte diesen dann dem verdutzten Westler in den Ruecken. Und der spuerte fast sofort die Energie als wohlige Waerme fliessen. Dann holte der Moench zwei Papierheftchen hervor, die etwas Heilendes enthalten mussten, erwaermte sie mit seinen Haenden und klebte sie an die zuvor punktierten Stellen. Dann praesentierte er dem Ueberrumpelten eine Art Preisliste. Der Westler erbleichte. Mit seinen paar Brocken Chinesisch versuchte er dem Moench zu erklaeren, dass er nur noch 25 Yuan bei sich haette, weil heute Zahltag in der Schule sei. Inzwischen waren zwei Kollegen des Moenchs dazugekommen und machten dem Westler klar, dass sie weit mehr Geld erwarteten. Dem Westler war das sehr peinlich. Heilige Maenner ueber den Tisch zu ziehen, wenn auch unbeabsichtigt, war seine Sache nicht. Mit Haenden und Fuessen teilte er den Moenchen mit, dass er zu seiner Schule gehen, Geld holen und zurueckkehren werde. Das Gesicht des Moenchs hatte sich verfinstert. Er fuerchtete wohl umsonst gearbeitet zu haben. Dann gab er dem Westler resigniert die Hand und liess ihn ziehen. Um es kurz zu machen: Das Universum verhinderte schlechtes Karma. Es liess den Westler mit Geld zurueckkehren, die Truppe wiederfinden und den Moench bezahlen. Der Moench schenkte ihm noch ein Armband mit Holzperlen auf denen Buddha abgebildet war - rund und laechelnd!

Dienstag, 24. November 2009

In einer anderen Welt

Drei Monate Ningbo. Mitten in der Abwehrphase des Kulturschocks. Manchmal ist es kaum moeglich, den Krach, bestehend aus Strassenlaerm, hupenden Autos und Ningbo Hua, dem einheimischen Dialekt, zu ertragen. Und wenn das naechste Mal einer geraeuschvoll hochzieht, um dann mit hohem Druck gruenen Schleim vor seine Fuesse zu spucken, wird er ihn einfach umbringen und die Leiche im Fluss entsorgen. Kaltlaechelnd. Und der Naechste, der ihn bloed angrinst und "Laowai" lallt, kriegt eine volle Breitseite. Aber die Experten geben Hoffnung. Nach dem Schock soll die Gewoehnung folgen. Kaum zu glauben, was alles passiert ist in dieser kurzen Zeit, die ihm viel laenger vorkommt. Verdichtetes Leben. Hohe Intensitaet. Der dritte Stundenplan, die zweite Wohnung, die eine gefunden. So viel war in den vorigen drei Jahren nicht los. Aber das war Deutschland. In einer anderen Welt. Zu einer anderen Zeit.

Montag, 16. November 2009

Ningbo

Ningbo

Dewen Laoshi

Als Deutschlehrer in China

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