Vertrieben aus dem Paradies
Einkaufsparadies heisst auf Ningbonesisch: Tesco. Ein gewaltiger Supermarkt, mitten in der Stadt. Gelegen am wasserumsaeumten Tian Yi - Platz, dem gefuehlten Zentrum Ningbos. Schon am Eingang nimmt der Besucher dankbar die angenehme Kuehle wahr. Dienernde Mitarbeiter haben sich strategisch guenstig neben der Rolltreppe postiert, um dem geschaetzten Gast ein Faltblatt mit den neuesten Angeboten an die Hand zu geben. "Wo bu ke yi kan hanzi", wehrt der Auslaender die Offerte ab. "Ich kann keine chinesischen Schriftzeichen lesen". Doch das erweist sich zunehmend als Problem, da die Bilder, die auf Verpackungen prangen, nicht unbedingt dem Inhalt entsprechen. Zuhause wird er sich aergern, schon wieder etwas Unnuetzes gekauft zu haben. Fehlkauf, das Los des Fremdlings. So ringt der Okzidentale um Orientierung inmitten des geschaeftigen Treibens. Im Takt der Berieselungsmusik tanzen Kunde und Einkaufswagen einen Pas de deux, der Choreographie des Konsumtempels folgend, waehrend sich riesige Regalwaende mit Sondertischen abwechseln. Das Feilgebotene erheischt sofortige Aufmerksamkeit, quillt dem Suchenden aufdringlich entgegen. "PROMOTION!" bruellen grosse Buchstaben. Zum Glueck nicht auf Chinesisch.
Erst sehr viel spaeter, als die noetigsten Beduerfnisse befriedigt sind, als die Kasse wie eine bewachte Grenze passiert ist, als die Hitze wie eine Flammenhoelle auf den Koerper des Kaeufers prallt, erst spaeter reift die Erkenntnis: so muss es sich anfuehlen, aus dem Paradies vertrieben zu werden. Aepfel gehoerten nicht zum Einkauf.
Erst sehr viel spaeter, als die noetigsten Beduerfnisse befriedigt sind, als die Kasse wie eine bewachte Grenze passiert ist, als die Hitze wie eine Flammenhoelle auf den Koerper des Kaeufers prallt, erst spaeter reift die Erkenntnis: so muss es sich anfuehlen, aus dem Paradies vertrieben zu werden. Aepfel gehoerten nicht zum Einkauf.
weihouke - 28. Aug, 07:01