Massenmenschhaltung
Gefuehlt fuenfzig Menschen in einem viel zu kleinen Raum. Dicht an dicht. Die Luft: feucht und stickig. Schueler umlagern die Tische ihrer Lehrer. Einige sagen Litaneien auf. Andere erledigen Schreibarbeiten. Es sind alles Japanischlehrer in diesem "Eurasian Language Office", in das sie auch den Deutschlehrer gepfercht haben. Der Geraeuschpegel erreicht den eines startenden Flugzeugs. An konzentrierte Arbeit ist nicht zu denken. So muss es sich in einer Legebatterie anfuehlen. Massenmenschhaltung. Normal in Ningbo. Die chinesische Schule unterscheidet sich schockierend deutlich von der westlichen. Militaerisch anmutende Aufmaersche, Schueler, die als "Gruessaugust" ihren Lehrern schon morgens am Schultor ein mehrstimmiges "Good morning, teacher!" entgegenschleudern und die manchmal unertraeglichen hygienischen Zustaende, die ihn zwingen, die Schultoilette mit angehaltenem Atem aufzusuchen. Der dritte Stundenplan in vier Wochen, dazu die Masse in der KLasse. Bildungs(ver)wesen in einem Land, das sich der Bedeutung einer guten Ausbildung mehr als bewusst ist. Wie stand es ungelenk geschrieben an der Wand der Deutschklasse: "Wer Geld hat, ist ein Drache. Wer keins hat, ist ein Wurm." Willkommen bei den Wuermern...
weihouke - 29. Sep, 11:20