Montag, 15. Februar 2010

High Noon auf Hainan

Der schoenste Strand auf Hainan

8.2.2010. Morgens am Busbahnhof. Ganz China scheint auf den Beinen. Es ist kurz vor dem chinesischen Jahreswechsel, dem wichtigsten nationalen Fest. Alle besuchen ihre Familien. Er hat einen Urlaub auf der Tropeninsel Hainan (= Meer des Suedens) gebucht. In letzter Minute. Von Ningbo bis Hangzhou im gonggong qiche (Bus). Dann mit dem Flieger nach Sanya. Blauer Himmel, Waerme und weite Straende werden die Reisestrapazen vergessen machen. Auch das Wetter scheint gute Laune zu haben. Nach vielen nebligen, nasskalten Tagen, bricht die Sonne durch die Wolken...

10.02. "In East or West - Hainan is the best!" verkuendet das Banner, das zwischen zwei Kokospalmen gespannt ist. Hainan ist zu Recht stolz auf seine Sandstraende, die tropische Vegetation, das angenehme Klima. Sanyawan, Yalongwan (Foto), Dadonghai - Buchten bevoelkert von tausenden Badeurlaubern, die alle dasselbe wollen: Sand, Sonne, Meer. Viele Chinesen haben ihre Urlaubsuniform angelegt: Quietschbunte Hawaiihemden und -hosen, die oft unfreiwillig komisch wirken. Dazu das allgegenwaertige Blitzlichtgewitter, das jedem Filmstar zur Ehre gereicht haette. Der Urlaub muss schliesslich minutioes festgehalten werden. Fuer Freunde, Verwandte und neidische Nachbarn. Denn ein Urlaub in Sanya ist keine reine Vergnuegungsreise, sondern ein teures Statussymbol. Arme Leute fahren zum Fruehlingsfest in ihre Heimatprovinzen - meist im Bus. Reiche brechen mit Kind und Kegel in die Sommerfrische auf. Im Flugzeug. Selbstverstaendlich mit Ayi (=Tante), einer Allround-Angestellten, die kocht, einkauft, saubermacht und sich um die Kinder kuemmert...

11.2. Der Kellner schaut ihn an, als ob er geistesgestoert waere, nachdem der Laowai in seinem stammelnden Chinesisch erklaert hat, dass er nur Gemuese essen wolle. Und Reis. Keinen Fisch und kein Fleisch. Als die Bedienung den Reis bringt, prustet sie los. Leider mitten ins Essen. Zu seltsam ist der Auslaender, der als Vegetarier auf eine Insel kam, die fuer ihre Meeresfruechte beruehmt ist. Dabei ekelt er sich vor den Muraenen, dem Flossengetier und den Krabbelviechern in den Bassins des Restaurants. Und vor dem Gestank der Fischabfaelle, die andere Esser auf den umliegenden Tischen hinterlassen haben...

13.2. Schon im Laufe des Tages klingt es, als sei ein kleiner Krieg ausgebrochen. Das Jahr des Tigers kuendigt sich lautstark an. Dem Laerm nach, muessen eine Menge boeser Geister vertrieben werden. Chinesische Boeller uebertreffen ihre westlichen Kollegen um einiges an Sprengkraft. Kollateralschaeden an Mensch und Bauwerken sind einkalkuliert. In der Nacht des vergangenen Jahreswechsels, wurde der Prestigebau des chinesischen Staatsfernsehens in Beijing durch Feuerwerk ramponiert...

15.2. Von der 30 Grad warmen Tropeninsel zurueck in ein nasskaltes Ningbo. Um die Null Grad Celsius. Bleigrauer Himmel, Regen und noch 10 Tage "Urlaub". Sanya war angenehmer. Und die Luft war deutlich besser. Kaum zurueck, faengt die Nase wieder an zu laufen...

Dewen Laoshi

Als Deutschlehrer in China

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