Lengbingbing
Anfang November. Von einem Tag auf den anderen ist es schneidend kalt. "Lengbingbing" sagen die Chinesen. Ein stuermischer Wind hatte die Wetterveraenderung eingeleitet. Eben noch sommerlich warm, waren jetzt Schal und Pullover angezeigt. In der Schule ist es zugig. Voll vermummt hockt er im Buero, seine langen Beine muehsam unter den viel zu kleinen Schreibtisch gefaltet. Am Morgen war er von seinem Appartment aus zu Fuss nach Gulou aufgebrochen. Dem Einkaufsviertel, das einem anderen China zu entstammen scheint. Einer Zeit, lang bevor die ganze Stadt mit Wolkenratzern zugepflastert wurde. Es ist zehn Uhr morgens, wochentags, wenig los. Verschlungene Gassen, kleine Laeden reihen sich aneinander. Dahinter Werkstaetten. Viel Kunsthandwerk. Er stoebert in dem kleinen Laden fuer Kuenstlerbedarf und ersteht schoenes Kalligraphiepapier fuer umgerechnet 85 Cent. Ein Bild fuer die neue Wohnung ist auch noch drin. Wohnen ist teuer. Leben ist billig in Ningbo. Noch schnell eine leckere Mahlzeit bevor ihn das Schulgelaende, kichernde Backfische und der allgegenwaertige Laerm voll in Beschlag nehmen. "Konnichi wa, sensei" heisst es am Schultor. Diesmal haben also die Japanisch-Schueler Begruessungsdienst...
weihouke - 3. Nov, 11:50