Nachbarn
"Laoweeeeiiii!". Der kleine Junge rief es schon von weitem, als er die Yang Jia Xiang betrat, sein Wohngebiet, das durch Mauern von der Hauptstrasse abgetrennt war. Der Junge hockte neben seiner Mutter, die auf einem Stuhl am Weg sass. Er winkte ihnen zu. Er mochte diese kleine Familie, zu der noch ein Vater gehoerte, der sich im wahrsten Sinne des Wortes abstrampelte, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Sie besassen ein klappriges, dreiraedriges Fahrrad, meist hoffnungslos ueberladen, mit dem sie Brauchbares sammelten, um es an Grosshaendler zu verkaufen. Recycling auf Chinesisch. Seitdem er darum wusste, hatte er Wasserflaschen, Coladosen und Verpackungsmaterial gesammelt, um es ihnen zukommen zu lassen. Beim ersten Mal hatte sich so viel Wertstoffliches angesammelt, dass sie ihn bezahlen wollten. Zwei Yuan, umgerechnet 20 Cent, wollten sie bezahlen. Er lehnte dankend ab und freute sich an ihrer Freude. Seitdem gruessten sie sich, da er sie fast taeglich sah, wenn er zur Arbeit oder spazieren ging. Nachbarn.
weihouke - 6. Okt, 05:42