Nahverkehr ist Nahkampf
Oeffentlicher Personennahverkehr auf chinesisch: Eine U-Bahn ist im Bau. Deshalb quaelen sich eine Vielzahl veralteter Busse durch den Berufsverkehr in Ningbo. Gong gong qi che. Blecherne Drachen, schwarze Russwolken ausstossend. Der Arbeitsweg zur neuen Schule ist zeitraubend. Ungefaehr 11 Kilometer Weg. Fuer den ersten Kilometer brauchte der Bus 20 Minuten. Insgesamt ueber eine Stunde. Denn Nahverkehr ist Nahkampf. Der kriechende Lindwurm aus Pkws, Bussen und Elektrobikern ist Kampf ums Dasein pur. Everybody is gong fu fighting. Noch die kleinste Luecke wird genutzt. Defensives Fahren? Fehlanzeige. Drei Fahrzeuge nebeneinander. In zwei Spuren. Blechschaeden inklusive. Da wird genoetigt und geschnitten auf Teufel-komm-raus, orchestriert von einem ohrenbetauebenden Hupkonzert. Wenn ein Fahrgast den Bus verlassen moechte, muss er aufpassen, nicht von den rechts ueberholenden Elektrobikes angefahren zu werden. Ruecksicht? Ein Fremdwort. Die vielbeschworene Harmonie in der chinesischen Gesellschaft glaenzt durch Abwesenheit. Als Deutscher in einem Bus s(chw)itzend, registriert man das Chaos mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Fatalismus. Und Kassandra ruft: alles wird noch viel schlimmer! In den naechsten Jahren werden immer mehr Chinesen ihre Ersparnisse in Autos anlegen. Meist in deutsche. Hurra. Fortschritt kann auch Stillstand bedeuten. Zumindest im Verkehr.
weihouke - 14. Sep, 01:34